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Rudolf Steiner:

Der menschlische und der kosmische Gedanke

Erster Vortrag
Sweiter Vortrag
Dritter Vortrag
Vierter Vortrag

Dritter Vortrag, Berlin, 22. Januar 1914

Ich habe gestern diejenigen Weltanschauungsnuancen darzustellen versucht, welche dem Menschen möglich sind, so möglich, daß für jede dieser Weltanschauungsnuancen gewisse vollgültige Beweise der Rich­tigkeit, der Wahrheit für ein gewisses Gebiet erbracht werden können. Für den, der nicht darauf aus ist, alles, was er auf einem bestimmten engbegrenzten Gebiete zu beobachten, zu überdenken in der Lage war, zu einem Begriffssystem zusammenzuschmieden und dann die Beweise dafür zu suchen, sondern für den, der darauf aus ist, wirklich in die Wahrheit der Welt einzudringen, ist es wichtig zu wissen, daß diese Allseitigkeit Notwendigkeit ist, die sich darin ausspricht, daß dem menschlichen Geist wirklich zwölf typische Weltanschauungsnuancen - auf die Übergänge dazwischen kommt es jetzt nicht an - möglich sind. Will man wirklich zur Wahrheit kommen, dann muß man den Ver­such machen, sich die Bedeutung dieser Weltanschauungsnuancen ein­mal klarzumachen, muß den Versuch machen, zu erkennen, auf welchen Gebieten des Daseins die eine oder die andere dieser Weltanschauungs­nuancen den besseren Schlüssel bildet. Wenn wir uns noch einmal diese zwölf Weltanschauungsnuancen vor Augen führen, wie das gestern ge­schehen ist, so ist es also der Materialismus, der Sensualismus, der Phä­nomenalismus, der Realismus, der Dynamismus, der Monadismus, der Spiritualismus, der Pneumatismus, der Psychismus, der Idealismus, der Rationalismus und der Mathematismus. Es ist nun in der wirklichen Welt des menschlichen Forschungsstrebens nach der Wahrheit leider so, daß bei den einzelnen Geistern, bei den einzelnen Persönlichkeiten immer die Hinneigung zu der einen oder der anderen dieser Weltanschauungsnuancen überwiegt und daß da­durch die Einseitigkeiten in den verschiedenen Weltanschauungen der verschiedenen Epochen auf die Menschen wieder wirken. Was ich so als die zwölf Hauptweltanschauungen hingestellt habe, das muß man kennen als etwas, was man wirklich so überschaut, daß man gleichsam #SE151-047 immer die eine Weltanschauung neben die andere so kreisförmig hin­stellt und sie ruhend betrachtet. Sie sind möglich; man muß sie kennen. Sie verhalten sich wirklich so, daß sie ein geistiges Abbild des uns ja wohlbekannten Tierkreises sind. Wie den Tierkreis scheinbar die Sonne durchläuft und wie andere Planeten scheinbar den Tierkreis durch­laufen, so ist es der menschlichen Seele möglich, einen Geisteskreis zu durchlaufen, welcher zwölf Weltanschauungsbilder enthält. Ja, man kann sogar die Eigentümlichkeiten dieser Weltanschauungsbilder in Zu­sammenhang bringen mit den einzelnen Zeichen des Tierkreises. Und zwar ist dieses In-Beziehung-Bringen gar nichts Willkürliches, sondern es besteht wirklich ein ähnliches Verhältnis zwischen den einzelnen Tierkreisbildern und der Erde wie zwischen diesen zwölf Weltanschau­ungen und der menschlichen Seele. Das ist folgendermaßen gemeint. Zunächst können wir ja nicht davon sprechen, daß ein leichtverständ­liches Verhältnis bestünde zum Beispiel zwischen dem Tierkreisbilde Widder und der Erde. Aber wenn die Sonne, der Saturn oder der Mer­kur so stehen, daß man sie von der Erde aus im Zeichen des Widders sieht, so wirken sie anders, als wenn sie so stehen, daß man sie im Zeichen des Löwen sieht. Es ist also die Wirkung, die aus dem Kosmos zum Beispiel von den einzelnen Planeten zu uns kommt, verschieden, je nachdem die einzelnen Planeten das eine oder das andere Tierkreisbild bedecken. Bei der menschlichen Seele ist es uns sogar leichter, den Ein­fluß dieser zwölf «Geistes-Tierkreisbilder» anzuerkennen. Es gibt Seelen, die gewissermaßen ganz dahin tendieren, allen Einfluß auf die Konfiguration ihres Innenlebens, auf ihre wissenschaftliche, philoso­phische oder sonstige Geistesrichtung dahin zu bekommen, daß sie sich gleichsam vom Idealismus bescheinen lassen in der Seele. Andere lassen sich in der Seele von dem Materialismus bescheinen, andere vom Sen­sualismus. Man ist nicht Sensualist, Materialist, Spiritualist oder Pneu-matiker, weil die eine oder die andere Anschauung richtig ist und man die Richtigkeit der einen oder der anderen Anschauung einsehen kann, sondern man ist Pneumatiker, Spiritualist, Materialist oder Sensualist, weil man in seiner Seele so veranlagt ist, daß man von dem betreffenden Geistes-Tierkreisbilde beschienen wird. So haben wir in diesen zwölf Geistes-Tierkreisbildern etwas, was uns tief hineinführen kann in die #SE151-048 Art, wie menschliche Weltanschauungen entstehen, und was uns tief hineinführen kann in die Gründe, warum die Menschen auf der einen Seite sich streiten über Weltanschauungen, auf der anderen Seite aber sich nicht streiten sollten, sondern viel lieber einsehen sollten, wodurch es kommt, daß die Menschen verschiedene Weltanschauungsnuancen haben. Wenn es für gewisse Epochen dennoch notwendig ist, die eine oder die andere Weltanschauungsrichtung streng zurückzuweisen, so werden wir den Grund von diesem im morgigen Vortrage noch an­zugeben haben. Was ich bis jetzt gesagt habe, bezieht sich also auf die Ausformung des menschlichen Gedankens durch den geistigen Kosmos der gleichsam in unserem geistigen Umkreise ruhenden zwölf Geistes­Tierkreisbilder. Aber es gibt noch etwas anderes, was die menschlichen Weltanschau­ungen bestimmt. Dies andere werden Sie am besten dadurch einsehen, daß ich Ihnen zunächst das Folgende zeige. Man kann in seiner Seele so gestimmt sein, gleichgültig jetzt sogar, von welchem dieser zwölf Geistes-Tierkreisbilder man in der Seele beschienen ist, daß man diese Stimmung der Seele, die sich in der ganzen Konfiguration der Weltanschauung dieser Seele zum Ausdruck bringt, bezeichnen kann als Gnosis. Man kann ein Gnostiker sein. Man ist ein Gnostiker, wenn man daraufhin gestimmt ist, durch gewisse in der Seele selbst liegende Erkenntniskräfte, nicht durch die Sinne oder dergleichen, die Dinge der Welt kennenzulernen. Man kann ein Gnostiker sein und zum Beispiel eine gewisse Neigung haben, sich bescheinen zu lassen von dem Geistes-Tierkreisbilde, das wir hier als Spiritualismus bezeichnet haben. Dann wird man in seiner Gnostik tief hineinleuchten können in die Zusammenhänge der geistigen Welten. Man kann aber auch zum Beispiel ein Gnostiker des Idealismus sein; dann wird man eine besondere Veranlagung haben, die Ideale der Menschheit und die Ideen der Welt klar zu sehen. Der Unterschied ist ja vorhanden zwischen dem einen und dem anderen Menschen auch in bezug auf den Idealismus, den die beiden Menschen haben können. So ist der eine ein idealistischer Schwärmer, der immer davon redet, daß er Idealist ist, der nur immer das Wort Ideal, Ideal, Ideal im Munde führt, aber nicht viele Ideale kennt, der nicht die Fähigkeit hat, in #SE151-049 scharfen Konturen und mit innerlichem Schauen wirklich die Ideale vor seine Seele zu rufen. Ein solcher unterscheidet sich dann von dem an­deren, der nicht nur von Idealen redet, sondern die Ideale in seiner Seele so zu zeichnen weiß wie ein scharf hingemaltes Bild. Der letztere, der den Idealismus ganz konkret innerlich ergreift, so intensiv ergreift, wie man mit der Hand äußere Dinge ergreift, der ist auf dem Gebiete des Idealismus ein Gnostiker. Man könnte auch so sagen: Er ist über­haupt ein Gnostiker, aber er läßt sich insbesondere von dem Geistes­-Tierkreisbilde des Idealismus bescheinen. Es gibt Menschen, welche sich besonders stark bescheinen lassen von dem Weltanschauungsbilde des Realismus, die aber so durch die Welt gehen, daß sie durch die ganze Art, wie sie die Welt empfinden, wie sie der Welt gegenübertreten, den andern Menschen viel, viel sagen können von dieser Welt. Sie sind weder Idealisten noch Spiritualisten; sie sind ganz gewöhnliche Realisten. Sie sind imstande, wirklich fein zu emp­finden, was in der äußeren Realität um sie herum ist; sie sind fein empfänglich für die Eigentümlichkeiten der Dinge. Sie sind Gnostiker, richtige Gnostiker; nur sind sie Gnostiker des Realismus. Solche Gno­stiker des Realismus gibt es, und manchmal sind Spiritualisten oder Idealisten gar nicht Gnostiker des Realismus. Wir können sogar finden, daß Leute, die sich gute Theosophen nennen, durch eine Bildergalerie durchgehen und gar nichts davon verstanden haben, während andere, die gar nicht Theosophen sind, die aber Gnostiker des Realismus sind, unendlich Bedeutungsvolles dadurch zu sagen wissen, daß sie mit ihrer ganzen Persönlichkeit in Berührung sind mit der ganzen' Realität der Dinge. Oder wie viele Theosophen gehen hinaus in die Natur und wissen gar nicht das ganz Erhabene und Große der Natur mit der gan­zen Seele aufzufassen: sie sind nicht Gnostiker des Realismus. Es gibt Gnostiker des Realismus. Es gibt auch Gnostiker des Materialismus. Das sind allerdings sonder­bare Gnostiker. Aber ganz in dem Sinne, wie man Gnostiker des Realismus ist, kann man Gnostiker des Materialismus sein; aber es sind das Menschen, die nur Sinn und Gefühl und Empfinden haben für alles Stoffliche, die das Stoffliche durch die unmittelbare Berührung kennen­zulernen suchen, wie der Hund, der die Stoffe beriecht und dadurch #SE151-050 intim kennenlernt, und der eigentlich in bezug auf die materiellen Dinge ein ausgezeichneter Gnostiker ist. Man kann Gnostiker sein für alle zwölf Weltanschauungsbilder. Das heißt, wenn wir die Gnosis richtig hineinstellen wollen, müssen wir es so machen, daß wir einen Kreis zeichnen und daß uns der ganze Kreis bedeutet: die Gnosis kann herumwandeln durch alle zwölf Welt­anschauungsbilder. Wie ein Planet die zwölf Tierkreisbilder durchwandelt, so kann die Gnosis alle zwölf Weltanschauungsbilder durchwandeln. # Bild s. 050 Allerdings wird die Gnosis die größten Dienste für das Heil der Seelen dann leisten, wenn die gnostische Stimmung angewendet wird für den Spiritualismus. Man könnte sagen: Die Gnosis ist im Spiritualismus so recht zu Hause. Sie ist da in ihrem Hause. Sie ist außer ihrem Hause in den anderen Weltanschauungsbildern. Logisch hat man nicht die Berechtigung zu sagen, es könnte keine materialistische Gnostik geben. Die Pedanten der Begriffe und Ideen werden mit solchen Dingen leichter fertig als die gesunden Logiker, die es etwas komplizierter haben. Man könnte zum Beispiel sagen: Ich will nichts anderes Gnosis nennen, als #SE151-051 was in den Geist eindringt. Das ist eine willkürliche Begriffsbestimmung, ist ebenso willkürlich, wie wenn jemand sagen würde: Veilchen habe ich bis jetzt nur in Österreich gesehen, also nenne ich Veilchen nur das, was in Österreich wächst und die Veilchenfarbe hat, anderes nicht. Logisch ist es ebenso unmöglich zu sagen, Gnosis gebe es nur im Weltanschau­ungsbilde des Spiritualismus; denn Gnosis ist ein «Planet», der die Geistes-Sternbilder durchläuft. Es gibt eine andere Weltanschauungsstimmung. «Stimmung» sage ich hierbei, während ich sonst von «Bildern» spreche. Und man hat in den neueren Zeiten gemeint, in einer leichten Art - doch ist auch hier das Leichte schwer! - diese zweite Weltanschauungsstimmung kennen­zulernen, weil diese im Geistes-Sternbilde des Idealismus gerade von Hegel vertreten worden ist. Aber diejenige Art, die Welt zu betrachten, diese besondere Weltanschauungsstimmung, die Hegel gehabt hat, braucht nicht, wie bei ihm, bloß im Geistes-Sternbilde des Idealismus zu stehen, sondern sie kann wieder durch alle Sternbilder durchgehen. Es ist die Weltanschauungsstimmung des Logismus. Diese Weltanschau­ungsstimmung des Logismus besteht vorzugsweise darin, daß sich die Seele in die Lage versetzen kann, wirkliche Gedanken, Begriffe und Ideen in sich gegenwärtig sein zu lassen, diese Gedanken und Ideen so in sich gegenwärtig zu haben, daß eine solche Seele von einem Begriffe oder einem Gedanken zu dem anderen so kommt, wie man, wenn man einen Organismus ansieht, von dem Auge zur Nase und zum Mund kommt, und alles dieses als zusammengehörig betrachtet, wie es bei Hegel ist, wo alle Begriffe, die er fassen kann, sich zu einem großen Begnifsorganismus zusammenordnen. Das ist ein logischer Begriffs-Organismus. Hegel war einfach imstande, alles, was in der Welt als Gedanke gefunden werden kann, aufzusuchen und aufzunehmen, Gedanken an Gedanken zu reihen und daraus einen Organismus zu machen: Logismus! Man kann den Logismus ausbilden so wie Hegel, im Sternbilde des Idealismus, kann ihn ausbilden so wie Fichte, im Sternbilde des Psychismus, und man kann ihn in anderen Geistes-Sternbildern ausbilden. Wiederum ist der Logismus etwas, was wie ein Planet durch die Tierkreisbilder durchgeht, was kreisförmig durch die zwölf Geistes-Tierkneisbilden geht. #SE151-052 Eine dritte Stimmung der Seele, die Weltanschauungen macht, können wir zum Beispiel bei Schopenhauer studieren. Während Hegels Seele, wenn er hinschaut auf die Welt, so gestimmt ist, daß zunächst in dieser Hegel-Seele alles, was in den Welt Begriff ist, als der Logismus sich ergibt, faßt Schopenhauer durch die besondere Stimmung seiner Seele alles das in der Seele auf, was willensartig ist. Willensartig sind für ihn die Naturkräfte, die Härte des Steines und so weiter. Alles, was Realität ist, wird bei ihm Wille. Das kommt aus der besonderen Stim­mung seiner Seele. Nun kann man eine solche Weltanschauung des Willens, solche Weltanschauungsstimmung des Willens wiederum wie einen Planeten betrachten, der durch alle zwölf Geistes-Tierkreisbilder geht. Ich will diese Weltanschauungsstimmung Voluntanismus nennen. Es ist die dritte Weltanschauungsstimmung. Schopenhauer war Vo­luntanist, und er war in seiner Seele vorzugsweise so konstituiert, daß er sich aussetzte dem Geistes-Sternbilde des Psychismus. So entstand die eigentümliche Schopenhauersche Willensmetaphysik: Voluntarismus im Geistes-Sternbilde des Psychismus. Nehmen Sie einmal an, es würde jemand Voluntarist sein und besonders hinneigen zu dem Geistes-Sternbilde des Monadismus. Dann würde er nicht wie Schopenhauer so eine Einheitsseele, die eigentlich Wille ist, der Welt zugrunde legen, sondern er würde viele Monaden, die aber Willenswesen sind, der Welt zugrunde legen. Diese Welt des monadologischen Voluntarismus hat in schönster, scharfsinnigsten und, ich möchte sagen, innigsten Weise der österreichische Dichterphilosoph Hamerling ausgebildet. Wodurch ist die eigentümliche Lehne, die Sie in der «Atomistik des Willens» von Hamenling haben, zustande gekommen? Dadurch, daß seine Seele voluntaristisch gestimmt war und er sich vorzugsweise ausgesetzt hat dem Geistes-Sternbilde des Monadismus. Wenn wir Zeit hätten, könnten wir für jede Seelen-stimmung in jedem Sternbilde Beispiele anführen. Sie finden sich in den Welt. Eine besondere Seelenstimmung ist diese, welche nun gar nicht geneigt ist, viel nachzudenken oder nachzusinnen, ob nun hinter den Erscheinungen dieses oder jenes noch ist, wie es zum Beispiel die gnostische Stimmung tut oder wie es die logische oder die voluntaristische #SE151-053 Stimmung tut, sondern die einfach sagt: Ich will das, was mir in der Welt entgegentritt, was sich mir zeigt, was sich mir äußerlich offenart, meiner Weltanschauung eingliedern. Das kann man wieder auf allen Gebieten, das heißt durch alle Geistes-Sternbilder durch. Man kann es als Materialist machen, daß man nur das nimmt, was einem äußerlich entgegentritt; man kann es auch als Spiritualist machen. Man bemüht sich nicht, einen besonderen Zusammenhang hinter den Erscheinungen zu suchen, sondern man läßt die Dinge an sich herankommen und wartet, was sich einem darbietet. Solche Seelenstimmung kann man Empinismus nennen. Empirismus heißt eine Seelenstimmung, welche die Erfahrung, wie sie sich darbietet, einfach hinnimmt. Durch alle zwölf Geistes-Sternbilder hindurch kann man Empirist sein, Enfahrungsweltanschau­ungs-Mensch. Empirismus ist die vierte Seelenstimmung, die durch alle zwölf Geistes-Sternbilder durchgehen kann. Ebenso kann man für die Weltanschauung eine solche Seelenstimmung entwickeln, welche sich nicht zufrieden gibt mit demjenigen, was die Erfahrung, die einem so entgegentritt, was das Erleben, dem man aus­gesetzt ist, ergibt, wie das beim Empirismus der Fall ist; sondern man kann sich sagen - das heißt, man kann als eine innere Notwendigkeit durchfühlen die Seelenstimmung -: Der Mensch ist in die Welt hereingestellt; in seiner eigenen Seele erlebt er etwas über die Welt, was er äußerlich nicht erleben kann. Da erst enthüllt die Welt ihre Geheimnisse. Man mag um sich herumschauen - man sieht nicht das, was die Welt an Geheimnissen enthält. - Solche Seelenstimmung kann oftmals sagen: Was hilft mir die Gnosis, die sich mit aller Mühe emporringt zu einer Art von Schauung? Die Dinge der äußeren Welt, über die man Schau­ungen hat, können einem doch nicht das Wahre offenbaren. Was hilft mir der Logismus zu einer Weltanschauung? In dem Logismus drückt sich das Wesen der Welt nicht aus. Was hilft Spekulation über den Wil­len? Das bringt nur davon ab, in die Tiefen der eigenen Seele zu schauen. Und in diese Tiefen blickt man nicht, wenn die Seele will, sondern gerade dann, wenn sie hingebend willenlos ist. - Also auch der Vo­luntarismus ist nicht die Seelenstimmung, die ich hier meine, auch nicht der Empirismus, das bloße Hinschauen oder Hinhorchen auf das, was die Erfahrung, das Erleben gibt; sondern das innerliche Suchen, wenn #SE151-054 die Seele ruhig geworden ist, wie der Gott in der Seele aufleuchtet. Sie merken, diese Seelenstimmung kann genannt werden die Mystik. Mystiker kann man wieder durch alle zwölf Geistes-Sternbilder hin­durch sein. Es wird gewiß nicht sonderlich günstig sein, wenn man Mystiker des Materialismus ist, das heißt, wenn man nicht das Geistige, das Spinituelle, sondern das Materielle innerlich erlebt. Denn Mystiker des Materialismus ist eigentlich der, welcher sich ein besonders feines Empfinden, zum Beispiel für die Art des Befindens angeeignet hat, in das man kommt, wenn man den einen oder den anderen Stoff genießt. Es ist etwas anderes, wenn man, ich will sagen, den Saft den einen Pflanze genießt oder den einer anderen Pflanze und nun wartet, was dadurch im Organismus bewirkt wird. Man wächst also in seinem Erleben mit der Materie zusammen, wird Mystiker der Materie. Es kann sogar sein, daß das ein «Aufwachen» für das Leben werden kann, ein Aufwachen so für das Leben, daß man verfolgt, auf welche Art der eine oder der andere Stoff, der von dieser oder jener Pflanze kommt, besonders auf den Organismus wirkt; denn der eine wirkt besonders auf dieses, der andere besonders auf jenes Organ. Und so Mystiker des Materialismus sein ist eine Vorbedingung für die Untersuchung der einzelnen Stoffe hinsichtlich ihren Heilkraft. Man merkt, was die Stoffe tun im Organismus. - Man kann Mystiker der Stoffwelt sein, man kann Mystiker des Idealismus sein. Ein gewöhnlicher Idealist oder ein gnostischer Idealist ist nicht Mystiker des Idealismus. Mystiker des Idealismus ist der, welcher vor allen Dingen in der eigenen Seele die Möglichkeit hat, aus im Innern verborgenen Quellen heraufzuholen die Ideale den Menschheit, sie als inneres Göttliches zu empfinden und als solches sich vor die Seele zu stellen. Ein Mystiker des Idealismus ist zum Beispiel der Meister Eckhart. Nun kann die Seele so gestimmt sein, daß sie nicht das gewahr werden kann, was in ihrem Innern aufsteigt und was sich wie die eigentliche innere Lösung der Weltenrätsel ausnimmt, sondern eine Seele kann so gestimmt sein, daß sie sich sagt: Ja, in der Welt ist irgend etwas hinten allen Dingen, wie hinter meiner eigenen Persönlichkeit und We­senheit, soweit ich diese Wesenheit wahrnehme. Aber ich kann kein Mystiker sein. Der Mystiker glaubt, das fließt herein in seine Seele. #SE151-055 Ich fühle es nicht in meine Seele hereinfließen; ich fühle nur, daß es da sein muß, draußen. - Man setzt in diesen Seelenstimmung vor­aus, daß außer unserer Seele und außer dem, was unsere Seele er­fahren kann, das Wesen der Dinge steckt; aber man setzt nicht vor­aus, daß dieses Wesen den Dinge in die Seele selber hereinkommen kann, wie der Mystiker es voraussetzt. Wenn man das macht, dann ist man - das ist vielleicht das beste Wort dafür - Transzendentalist. Man nimmt an, daß das Wesen der Dinge transzendent ist, daß es aber nicht in die Seele hereinkommt, wie es der Mystiker annimmt. Also: Transzen­dentalismus. Die Stimmung des Transzendentalisten ist so, daß er das Gefühl hat: Wenn ich die Dinge wahrnehme, so kommt das Wesen der Dinge an mich heran; nur die Wahrnehmung selber ist nicht dieses Wesen. Das Wesen steckt dahinten, aber es kommt an den Menschen heran. Es kann nun der Mensch mit seinen Wahrnehmungen, mit alledem, was seine Erkenntniskräfte sind, gleichsam noch mehr das Wesen der Dinge abschieben, als es der Transzendentalist tut. Man kann sagen: Für die menschliche äußere Erkenntniskraft ist das Wesen der Dinge überhaupt nicht erreichbar. Der Transzendentalist sagt: Wenn du mit deinem Auge Rot und Blau siehst, so ist das, was du als Rot und Blau siehst, nicht das Wesen der Dinge; aber dahinter steckt es. Du mußt deine Augen anwenden, dann dringst du bis zum Wesen der Dinge heran. Dahinter ist es. - Diese Seelenstimmung aber, die ich jetzt meine, will nicht im Transzendentalismus leben, sondern sie sagt: Man mag noch so sehr Rot oder Blau oder diesen oder jenen Ton erleben, das alles drückt nicht das Wesen der Dinge aus. Das ist erst dahinter ver­borgen. Da, wo ich wahrnehme, stößt gar nicht das Wesen der Dinge an. - Wer so spricht, der spricht ähnlich der Art, wie wir gewöhnlich sprechen, die wir durchaus auf dem Standpunkte stehen: In dem äußeren Sinnenschein, in der Maja, drückt sich nicht das Wesen der Dinge aus. Wir wären Transzendentalisten, wenn wir sagten: Um uns herum breitet sich die Welt aus, und diese Welt kündet überall an das Wesen. Das sagen wir nicht. Wir sagen: Diese Welt ist Maja, und man muß auf eine andere Weise als durch das äußere Wahrnehmen der Sinne und die gewöhnlichen Erkenntnismittel das Innere der Dinge suchen: Okkultismus, die Seelenstimmung des Okkultismus. #SE151-056 Man kann wiederum durch alle Geistes-Tierkreiszeichen hindurch Okkultist sein. Man kann durchaus Okkultist auch sogar des Mate­rialismus sein. Ja, die vernünftigen Naturforscher der Gegenwart sind alle Okkultisten des Materialismus, denn sie reden von Atomen. Wenn sie aber nicht unvernünftig sind, wird es ihnen gar nicht einfallen, zu behaupten, daß man mit irgendeiner Methode an das Atom heran­kommen kann. Das Atom bleibt im Okkulten. Sie lieben es nur nicht, Okkultisten genannt zu werden, aber sie sind es im vollsten Sinne des Wortes. Andere Weltanschauungsstimmungen als diese sieben, die ich hier aufgezeichnet habe, kann es im wesentlichen nicht geben, nur Übergänge von einer zur andern. So müssen wir also unterscheiden nicht nur zwölf verschiedene Weltanschauungsnuancen, die uns wie ruhend entgegen­treten, sondern in jeder dieser Weltanschauungsnuancen ist eine ganz besondere Stimmung der Menschenseele möglich. Daraus ersehen Sie, wie ungeheuer mannigfaltig die Weltanschauung der menschlichen Per­sönlichkeiten sein kann. Man kann jede dieser sieben Weltanschauungs-stimmungen besonders ausbilden, aber jede dieser Weltanschauungs-stimmungen wieder einseitig in der einen oder anderen Nuance. Was ich hier aufgezeichnet habe, das ist tatsächlich auf dem Gebiete des Geistigen das Korrelat desjenigen, was äußerlich in der Welt das Ver­hältnis zwischen den Tierkreisbildern und den Planeten ist, wie wir es eben in der Geisteswissenschaft als die sieben bekannten Planeten oft­mals angeführt haben, und man hat so ein Bild, gleichsam ein äußeres Bild, das wir nicht geschaffen haben, sondern das im Kosmos drinnen-steht, für die Beziehungen unserer sieben Weltanschauungsstimmungen zu unseren zwölf Weltanschauungsnuancen Und richtig wird man dieses Bild empfinden, wenn man es in der folgenden Weise empfindet. Man beginne beim Idealismus, bezeichne diesen als das Geistes-Tier­kreisbild des Widder, bezeichne in gleicher Weise den Rationalismus als Stier, den Mathematismus als Zwillinge, den Materialismus als Krebs, den Sensualismus als Löwe, den Phänomenalismus als Jungfrau, den Realismus als Waage, den Dynamismus als Skorpion, den Monadismus als Schütze, den Spiritualismus als Steinbock, den Pneumatismus als Wassermann, den Psychismus als Fische. Die Beziehungen, die zwischen #SE151-057 den einzelnen Tierkneisbildern in bezug auf das äußere Räumlich-­Materielle bestehen, sind tatsächlich auf dem Gebiete des Geistes zwi­schen diesen Weltanschauungen vorhanden. Und was die einzelnen von uns bezeichneten Planeten bei ihrem Kreisen längs des Tierkreises für Verhältnisse eingehen, das entspricht den Verhältnissen, welche die sieben Weltanschauungsstimmungen eingehen, aber so, daß wir empfin­den können die Gnosis als Saturn, den Logismus als Jupiter, den Vo­luntarismus als Mars, den Empinismus als Sonne, die Mystik als Venus, den Transzendentalismus als Merkur und den Okkultismus als Mond. #Bild S. 057 Bis auf die äußeren Bilder - aber das ist nicht die Hauptsache; die Hauptsache ist tatsächlich, daß die tiefinnersten Beziehungen dieser Parallelisierung entsprechen -, aber selbst bis auf die äußeren Bilder werden Sie, wo etwas so zu konstatieren ist, etwas Ähnliches finden. Der Mond bleibt okkult, unsichtbar, wenn er Neumond ist; er muß erst das Licht von der Sonne herangeführt bekommen, geradeso wie die okkulten Dinge okkult bleiben, bis sich das Seelenvenmögen durch die Meditation, Konzentration und so weiter erhebt und die okkulten #SE151-058 Dinge beleuchtet. Der Mensch, der durch die Welt geht und sich nur auf die Sonne verläßt, der nur aufnimmt, was die Sonne bescheint, ist Empirist. Wen auch noch etwas nachdenkt über das, was die Sonne bescheint, und auch noch die Gedanken behält, wenn die Sonne unter­gegangen ist, der ist nicht mehr Empirist, weil er sich nicht mehr auf die Sonne verläßt. «Sonne» ist das Symbolum des Empirismus. - Für alle diese Dinge könnte ich das weiter ausführen; aber wir haben ja nur vier Stunden zu diesem wichtigen Thema, und es wird Ihnen vorläufig überlassen bleiben müssen, genauere Beziehungen durch Ihre Gedanken oder Ihr sonstiges Forschen zu erkunden. Sie sind nicht einmal schwierig zu finden, wenn man einmal das Schema angegeben hat. Nun kommt es wohl in der Welt allzuoft vor, daß die Menschen wenig nach Allseitigkeit streben. Man müßte ja wirklich, wenn man es mit der Wahrheit ernst nimmt, sich die zwölf Weltanschauungsnuancen in der Seele repräsentieren können, und man müßte in sich etwas von diesem erlebt haben: Wie erlebt es sich als Gnostiker? Wie erlebt es sich als Logiker, wie als Voluntarist, wie als Empirist, wie als Mystiker, wie als Transzendentalist? Und wie erlebt es sich als Okkultist? Probe­weise muß ja das im Grunde genommen jeder durchmachen, der wirklich in die Geheimnisse den Welt im Sinne der geistigen Forschung ein­dringen will. Und wenn auch nicht das, was in «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» steht, gerade auf diese Ausführungen hin zugeschnitten ist, so ist doch alles darin, nur von anderen Gesichtspunkten aus, geschildert, was uns in die einzelnen Stimmungen führen kann, die hier mit der gnostischen Stimmung, mit den Jupiterstimmung und so weiten bezeichnet sind. Es kommt in der Welt oft vor, daß der Mensch so einseitig ist, daß er sich nur einem Sternbilde aussetzt oder nur einer Stimmung. Gerade große Menschen auf dem Gebiete der Weltanschauungen haben diese Einseitigkeit allzu oft. So ist zum Beispiel Hamerling ausgesprochen ein voluntaristischen Monadist oder ein monadologischer Voluntarist, Schopenhauer ein ausgesprochener voluntaristischer Psychiker. Gerade die großen Menschen haben sozusagen ihre Seele so eingestellt, daß ihre planetarische Weltanschauungsstimmung in einem ganz bestimmten geistigen Sternbilde steht. Die anderen Menschen finden sich viel leichter #SE151-059 ab mit den verschiedenen Standpunkten, wie man es so nennt. Aber es kann auch vorkommen, daß Menschen von verschiedenen Seiten her gleichsam angeregt werden für ihre Weltanschauung, für das, was sie als Weltanschauung aufstellen. So zum Beispiel kann es vorkommen, daß jemand ein guter Logist ist, aber seine logistische Stimmung steht im Geistes-Sternbilde des Sensualismus. Er kann zugleich ein guter Empiriker sein, aber seine empiristische Stimmung steht im Sternbilde des Mathematismus. Das kann vorkommen. Wenn dieses so ist, dann stellt man ein ganz bestimmtes Weltanschauungsbild auf. Wir haben gerade in der Gegenwart dieses Weltanschauungsbild, das dadurch zustande gekommen ist, daß jemand seine Sonne - jetzt geistig gesprochen - in den Zwillingen und seinen Jupiter im Löwen hat; das ist Wundt. Und man wird alles einzelne begreifen, was in der philosophischen Literatur bei Wundt auftritt, wenn man hinter das Geheimnis seiner besonderen Seelenkonfiguration gekommen ist. Besonders günstig liegt es, wenn ein Mensch die verschiedenen Seelenstimmungen - Okkultismus, Transzendentalismus, Mystik, Empinismus, Voluntarismus, Logismus, Gnosis - wirklich so übungsweise erlebt hat, daß er sie sich vergegenwärtigen kann, sie gleichsam in ihrer Wirkung auf einmal empfinden kann und dann alle diese Stimmungen - wie auf einmal - in das eine Sternbild des Phänomenalismus stellt, in die Jung­frau. Da tritt wirklich für seine Erscheinungen wie in Phänomenen vor ihm mit einer ganz besonderen Grandiosität das auf, was ihm in einer merkwürdigen Weise den Weltanschauungsinhalt enthüllen kann. Wenn man in derselben Weise hintereinander die einzelnen Weltanschauungs-stimmungen stellt in bezug auf ein anderes Sternbild, so ist das nicht so gilt zunächst. Daher hat man in vielen alten Mysterienschulen gerade diese Stimmung, die ich jetzt dadurch bezeichnet habe, daß gleichsam alle Seelenplaneten in dem Geistes-Sternbilde der Jungfrau stehen, für die Schüler herbeigeführt, weil diese dadurch am leichtesten einge­drungen sind in die Welt. Sie haben die Phänomene aufgefaßt, aber gnostisch aufgefaßt; sie waren in der Lage, hinter die Gedanken-phänomene zu kommen. Sie haben den Willen nicht grobklotzig emp­funden. Das würde nur dann sein, wenn die Seelenstimmung des Voluntarismus auf den Skorpion eingestellt ist. Kurz, durch die Konstellation, #SE151-060 die gegeben ist durch die Seelen-Weltanschauungsstirnmungen, die das planetarische Element sind, und durch die Weltanschauungsnuancen, die das Element des Geistes-Tienkreises sind, wird das hervor­gerufen, was den Mensch als seine Weltanschauung durch die Welt trägt in irgendeiner Inkarnation. Es kommt allerdings noch eines dazu. Das ist, daß diese Welt­anschauungen - es sind ihren schon sehr viele Nuancen, wenn Sie sich alle Kombinationen suchen - noch dadurch modifiziert werden, daß sie alle einen ganz bestimmten Ton erhalten können. Aber auf diesem Gebiete des Tones haben wir nur dreierlei zu unterscheiden. Alle Welt­anschauungen, alle Kombinationen, die auf diese Weise entstehen, können wieder in dreifacher Weise auftreten. Sie können erstens sein theistisch, so daß ich das, was in der Seele als Ton auftritt, zu benennen habe mit Theismus. Sie können so sein, daß wir im Gegensatz zum Theismus den betreffenden Seelenton zu nennen haben Intuitismus. Theismus entsteht, wenn der Mensch sich an alles Äußere hält, um seinen Gott zu finden, wenn er seinen Gott im Äußeren sucht. Der althebräische Monotheismus war vorzugsweise eine theistische Welt­anschauung. Intuitismus entsteht, wenn den Mensch seine Weltanschau­ung vorzugsweise durch das sucht, was intuitiv in seinem Inneren auf­leuchtet. Es gibt zu diesen beiden noch einen dritten Ton; das ist der Natunalismus. Diese drei Seelentöne haben auch ein Abbild in der äußeren Welt des Kosmos, und zwar verhalten sie sich nun in der menschlichen Seele genauso wie Sonne, Mond und Ende, so daß der Theismus der Sonne entspricht - jetzt Sonne als Fixstern aufgefaßt -, daß den Intuitismus dem Mond entspricht und der Natunalismus den Ende. Derjenige - übersetzen Sie sich das einzelne, was hier als Sonne, Mond und Erde bezeichnet ist, ins Geistige -, welcher über die Erscheinungen der Welt hinausgeht und sagt: Wenn ich hinausschaue, so offenbart sich mir in alledem der Gott, der die Welt erfüllt, - den Erdenmensch, der sich aufrichtet, wenn er in die Sonnenstrahlen kommt, ist den Theist. Den Mensch, der nicht über die Naturvorgänge hinausgeht, sondern bei den einzelnen Erscheinungen stehenbleibt, so wie den, welcher nie seinen Blick zur Sonne hinaufrichtet, sondern nur auf das sieht, was ihm die #SE151-061 Sonne hervorbringt auf der Erde, der ist Naturalist. Den, welcher das Beste aufsucht, damit er es nach seinen Intuitionen aufgehen läßt, der ist wie der den Mond besingende und vom silbernen, milden Monden­glanz in seiner Seele angeregte intuitistische Dichter und läßt sich mit ihm vergleichen. Wie man mit der Phantasie das Mondenlicht in Zusammenhang bringen kann, so muß man den Okkultisten, den Intuitisten, wie er hier gemeint ist, mit dem Monde in Beziehung bringen. Endlich gibt es noch ein Besonderes. Das ist allerdings nur in einem einzigen Element vorhanden, wenn der Mensch sich gewissermaßen in bezug auf alle Weltanschauung ganz nur an das hält, was er an oder um oder in sich selbst erfahren kann. Das ist den Anthropomorphis­mus. Er entspricht der Erde, wenn man diese als solche betrachtet, ab­gesehen davon, ob sie von der Sonne, vom Mond oder anderem umgeben ist. Wie wir die Erde für sich allein betrachten können, so können wir auch in bezug auf Weltanschauungen auf nichts Rücksicht nehmen als auf das, was wir als Menschen in uns finden können. Dann wird der in der Welt so verbreitete Anthropomorphismus entstehen. Geht man hinaus über das, was der Mensch ist, so wie man zur Erklärung der Erscheinung der Erde hinausgehen muß zu Sonne und Mond, was die gegenwärtige Wissenschaft nicht tut, so kommt man dazu, dreierlei als nebeneinander berechtigt anerkennen zu müssen: Theismus, Intuitismus und Natunalismus. Denn nicht, daß man auf einem dieser Töne besteht, sondern daß man sie zusammenklingen läßt, entspricht dem, was die Wahrheit ist. Und wie unsere engere Körperlichkeit mit Sonne, Mond und Erde wieder hineingestellt ist in die sieben Planeten, so ist hinein­gestellt Anthropomorphismus als die nächste Weltanschauung in das, was zusammenklingen kann aus Theismus, Intuitismus und Natura­lismus, und dieses zusammen wieder in das, was zusammenklingen kann aus den sieben Seelenstimmungen. Und diese sieben Seelenstim­mungen nuancieren sich nach den zwölf Zeichen des Tierkreises. Sie sehen schon, dem Namen nach - und zwar nur dem Namen nach - ist nicht eine Weltanschauung wahr, sondern es sind 12 + 7 = 19 + 3 = 22 + 1 = 23 Weltanschauungen berechtigt. Dreiundzwanzig berechtigte Namen für Weltanschauungen haben wir. Aber alles andere kann noch #SE151-062 dadurch entstehen, daß die entsprechenden Planeten in den zwölf Geistes-Tierkreisbildern herumlaufen. Und nun versuchen Sie, aus dem, was jetzt auseinandergesetzt wor­den ist, sich ein Empfinden anzueignen für die Aufgabe, welche die Geisteswissenschaft für das Friedenstiften innerhalb der verschiedenen Weltanschauungen hat, für das Friedenstiften aus der Erkenntnis her­aus, daß die Weltanschauungen miteinander, in ihrem gegenseitigen Aufeinanderwirken, in gewisser Beziehung erklärlich sind, daß sie aber allein nicht ins Innere der Wahrheit führen können, wenn sie einseitig bleiben; sondern daß man gleichsam den Wahrheitswert der verschie­denen Weltanschauungen innerlich in sich erfahren muß, um wirklich - wir dürfen so sagen - mit der Wahrheit zurechtzukommen. So wie Sie sich denken können den physischen Kosmos: den Tierkreis, das Pla­netensystem, Sonne, Mond und Erde zusammen, die Erde für sich, so können Sie sich ein geistiges Weltenall denken: Anthropomorphismus; Theismus, Intuitismus, Naturalismus; Gnosis, Logismus, Voluntarismus, Empirismus, Mystik, Transzendentalismus, Okkultismus; und das alles verlaufend in den zwölf Geistes-Tierkreisbildern. Das ist vorhanden; nur ist es geistig vorhanden. So wahr als der physische Kosmos physisch vorhanden ist, so wahr ist das geistig vorhanden. In diejenige Hirnhälfte, die der Anatom findet, von der man ja sagen kann, daß sie die halbkugelförmige ist, in sie wirken herein vorzugs­weise diejenigen Wirkungen des Geisteskosmos, die von den oberen Nuancen ausgehen. Dagegen gibt es einen unsichtbaren Teil des Gehirns, der nur, wenn man den Ätherleib betrachtet, sichtbar ist; der ist vor­zugsweise von dem unteren Teil des Geisteskosmos beeinflußt. (Siehe das Schema auf Seite 63.) Aber wie ist diese Beeinflussung? Sagen wir, bei jemandem ist es so, daß er mit seinem Logismus eingestellt ist in den Sensualismus, daß er eingestellt ist mit seinem Empirismus in den Mathematimus. Dann gibt das, was auf diese Weise zustande kommt, Kräfte, die in sein Gehirn hereinwirken, und jener obere Teil seines Gehirns ist dann besonders regsam und übertönt die anderen. Unzählige Nuancen von Gehirntätigkeiten kommen dadurch zustande, daß das Gehirn gleich­sam im geistigen Kosmos schwimmt und die Kräfte auf diese Weise ins #SE151-063 Gehirn hereinwirken, wie wir das jetzt haben darstellen können. So mannigfaltig sind wirklich die menschlichen Gehirne, als sie mannig­faltig sein können nach den Kombinationen, die sich aus diesem geistigen Kosmos ergeben. Was in jenem unteren Teile des geistigen Kosmos ist, das wirkt gar nicht einmal auf das physische Gehirn, sondern auf das Äthergehirn. #Bild S. 063 Wenn man von alledem spricht, dann ist wohl der beste Eindruck, den man davon erhalten kann, der, daß man sagt: Es eröffnet einem das die Empfindung für das Unendliche der Welt, für das qualitativ Großartige der Welt, für die Möglichkeit, daß man als Mensch in un­endlicher Mannigfaltigkeit in dieser Welt existieren kann. Wahrhaftig, wenn wir nur dieses betrachten können, dann können wir uns schon sagen: Es fehlt wahrlich nicht an Möglichkeiten, daß wir verschieden sein können in unseren verschiedenen Inkarnationen, die wir auf der Erde durchzumachen haben. Und überzeugt kann man auch sein, daß der, welcher die Welt so betrachtet, gerade durch eine solche Weltbe­trachtung dazu kommt, daß er sagen muß: Ach, wie reich, wie grandios ist die Welt! Welches Glück, an ihr immer weiter, immer mehr, immer mannigfaltiger teilzunehmen, an ihrem Sein, ihren Wirkungen, ihrem Streben!

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