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Rudolf Steiner:

Der menschlische und der kosmische Gedanke

Erster Vortrag
Sweiter Vortrag
Dritter Vortrag
Vierter Vortrag

Vierter Vortrag, Berlin, 23. Januar 1914

Wir haben uns befaßt mit den möglichen Weltanschauungsnuancen, Weltanschauungsstimmungen und so weiter, die in der menschlichen Seele Platz greifen können, und ich möchte, da ich ja wirklich nun ein­zelne Gesichtspunkte aus dem weiten Gebiete dieses Themas heraus­heben kann, einen dieser Gesichtspunkte durch ein besonderes Beispiel herausheben. Nehmen wir an, daß ein Mensch so in der Welt sich darlebt, daß er in seinen Anlagen enthalten hat die besonderen Kräfte, die ihn bestimmen, die Weltanschauungsnuance des Idealismus auf sich winken zu lassen. Ich will also sagen: Er macht die Weltanschauungsnuance des Idealismus in sich wirksam. Er macht sie, nehmen wir an, dadurch zu einem herr­schenden Faktor in seinem Innenleben, daß gleichsam auf den Idealismus hinweist und von seinen Kräften gespeist wird diejenige Weltanschau­ungsstimmung in seiner Seele, die ich gestern als die den Mystik, als Venusstimmung, bezeichnet habe. Daher würde man sagen, wenn man die Symbole der Astrologie gebrauchen wollte, die geistige Konstellation eines solchen Menschen in seinen geistigen Anlagen sei die, daß Venus im Widder steht. Ich bemerke ausdrücklich, damit kein Mißverständnis entsteht, daß diese Konstellationen zwar viel bedeutungsvollen noch im Leben des Menschen bestehen als die Konstellationen des äußeren Horoskopes, daß sie aber nicht etwa zusammenfallen mit der «Nativität», dem äußeren Horoskop. Denn es ist so, daß der verstärkte Einfluß, der dadurch auf eine Menschenseele ausgeübt wird, daß Mystik im Zeichen des Idealismus steht, daß dieser Einfluß auf denjenigen günstigen Zeit­punkt wartet, in dem er die Seele ergreifen kann, damit sie das, was durch das Stehen der Mystik im Zeichen des Idealismus herauskommen kann, am stärksten herausholt. Das braucht nicht so zu sein, daß diese Einflüsse, die sich dadurch geltend machen, daß Mystik im Zeichen des Idealismus steht, gerade bei den Geburt sich geltend machen; sie können #SE151-065 sich vor der Geburt geltend machen, auch nachher. Kunz, es wird der Zeitpunkt abgewartet, der nach der inneren organischen Konfiguration diese Anlagen am besten in den menschlichen Organismus hinein­organisieren kann. Also die gewöhnliche astrologische Nativität kommt hier nicht in Betracht. Aber man kann sagen, eine gewisse Seele habe so die Ver­anlagung, daß, geistig genommen, Venus im Widder steht, die Mystik im Zeichen des Idealismus. Nun bleiben die Kräfte, die auf solche Weise entstehen, nicht das ganze Leben hindurch bestehen. Sie ändern sich, das heißt, der Mensch kommt unter andere Einflüsse, unten andere Geistes-Tierkreiszeichen und auch unten andere Seelenstimmungen. Nehmen wir an, ein Mensch ändere sich so, daß er dann im Verlaufe seines Lebens in die Seelenstimmung des Empirismus hineinkommt, daß gleichsam die Mystik vorgeschritten ist zum Empirismus, und der Em­pirismus stehe im Zeichen des Rationalismus. Sie sehen, wie ich es gestern aufgezeichnet habe, reiht sich, von innen nach außen gegangen, im symbolischen Bilde der Empirismus an die Mystik an wie die Sonne an die Venus. Die Seele ist in bezug auf die Stimmung zum Empirismus vorgeschritten und hat sich zugleich in das Zeichen des Rationalismus gestellt. Im Leben der Seele drückt sich das so aus, daß eine solche Seele in ihrer Weltanschauung sich ändert. Was sie hervorgebracht hat, vielleicht gerade wenn sie eine besonders kraft­volle Persönlichkeit war in der Zeit, in welcher bei ihr die Mystik im Zeichen des Idealismus gestanden hat, das wird sie ändern, in eine andere Weltanschauungsnuance übergehen lassen. Sie wird anderes behaupten und sagen, wenn auf diese Weise die Weltanschauungs-stimmung der Mystik in Empirismus übergegangen ist und dieser sich in das Zeichen des Rationalismus gestellt hat. Aus dem aber, was ich hier eben auseinandergesetzt habe, können Sie zugleich entnehmen, daß die Menschenseelen einen Zug haben können, Zeichen und Stimmung ihrer Weltanschauung zu ändern. Für diese Seelen ist gewissermaßen schon die Tendenz der Änderung angegeben. Nehmen wir an, jene Seele will diese Tendenz weiten im Leben führen. Sie will vorrücken vom Empinismus zur nächsten Seelenstimmung, zum Voluntarismus. Und würde sie auch in den Tierkneiszeichen so vorrücken, so würde sie in #SE151-066 #Bild S. 066 den Mathematismus hineinkommen. Sie würde dann übergehen zu einer Weltanschauung, welche in diesem symbolischen Bilde in einem Winkel von 600 ableitet von der ersten Linie, wo die Mystik im Zeichen des Idealismus gestanden hat. Und es würde eine solche Seele dann im Verlaufe derselben Inkarnation zum Ausdruck bringen ein vom Willen durchdrungenes, auf dem Willen basierendes mathematisches Weltgebäude. Da zeigt sich aber eines - und ich bitte zu beachten, wie ich die Sache jetzt ausführen werde -, es zeigt sich, daß zwei solche Konstellationen, die in der Seele vorhanden sind im Verlaufe der Zeit, sich dann stören, ungünstig beeinflussen, wenn sie so stehen, daß sie unter einem Winkel von 60º sind. In der physischen Astrologie ist das eine günstige Konstellation; in der geistigen Astrologie ist diese sogenannte Sextil­stellung ungünstig. Das kommt dadurch zum Ausdruck, daß diese letzte Stellung - Voluntarismus im Mathematismus - ein scharfes Hindernis in der Seele findet, so daß sie sich nicht ausbilden kann, weil sie gar keine Angriffspunkte findet, da der Betreffende gar keine Anlagen zeigt für das, was der Mathematismus darbietet. Darin drückt sich das #SE151-067 Ungünstige der Sextilstellung aus. Es kann sich also diese Stellung nicht bilden: Voluntanismus im Zeichen des Mathematismus. Die Folge davon ist nun, daß auch nicht der Versuch gemacht wird, daß die Seelenstim­mung in dieser Weise vorrückt. Sondern weil die betreffende Seele jetzt nicht diesen Weg machen kann zum Voluntarismus im Mathematismus, so legt sie sich von der Stellung, die sie jetzt hat - Empirismus im Rationalismus -, um und sucht den Ausweg, stellt sich in Opposition zu einer Richtung auf, die sie noch einhalten kann. Es würde also eine solche Seele nicht so vorrücken zum Voluntarismus, wie es in der Zeich­nung durch die punktierte Linie angedeutet ist, sondern sie würde sich mit dem Voluntarismus in Opposition zu ihrem Empirismus stellen. #Bild S. 067 Das würde auftreten: Es würde der Voluntarismus in Opposition zum Rationalismus im Zeichen des Dynamismus stehen. Und im Verlaufe ihres Lebens würde eine solche Seele als die ihn mögliche Konstellation die haben, daß sie eine Weltanschauung vertritt, die sich stützt auf ein besonderes Eindringen von Kräften, von Dynamismus in die Welt, durchdrungen von dem Willen; Wille, der durch Kräfte sich durchsetzen will. - In der spiritualistischen Astrologie ist es wieder anders als in der physischen Astrologie; in der physischen hat die Opposition eine ganz andere Bedeutung als in der spirituellen. Hier wird die Opposition dadurch hervorgebracht, daß die Seele nicht weiter kann auf einem Wege, der ungünstig ist; sie schlägt um in die Oppositionsstellung. #SE151-068 Ich habe Ihnen hier aufgezeichnet, was die Seele von Nietzsche im Verlaufe ihres Lebens durchgemacht hat. Versuchen Sie zu verstehen den Weg in seinen ersten Werken, so wird er erklärlich durch die Stel­lung den Mystik im Zeichen des Idealismus. Aus dieser Zeit stammen «Die Geburt der Tragödie», «David Strauß, der Bekennen und der Schriftsteller», «Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben», «Schopenhauer als Erzieher», «Richard Wagner in Bayreuth». Die Seele dringt vor. Es kommt eine zweite Epoche. In diese fällt die Ent­stehung von «Menschliches, Allzumenschliches», «Morgenröte», «Die fröhliche Wissenschaft» . Hervorgegangen aus der Oppositionsstellung sind die Schriften, die sich begründen auf den Willen zur Macht, auf den Willen, durchdrungen von Kraft, von Macht. So sehen Sie, wie eine innere Gesetzmäßigkeit besteht zwischen dem geistigen Kosmos und der Art, wie der Mensch in diesem geistigen Kosmos drinnensteht. Man kann sagen, wenn man sich der Symbole der Astrologie bedient, die aber jetzt etwas anderes bedeuten: Bei Nietzsche war es so, daß sich zu einer gewissen Zeit seines Lebens Venus im Widder zeigte, daß er aber, als diese Konstellation für seine Seele überging zur Sonne im Zeichen des Stieres, nicht weiterkommen konnte, daß er nicht mit dem Mars in das Zeichen der Zwillinge kommen konnte, sondern in die Oppositionsstellung ging, also mit dem Mars in das Zeichen des Skorpions ging. Seine letzte Phase ist dadurch charakte­risiert, daß er mit dem Mars im Zeichen des Skorpions stand. Diese Konstellation hält man aber nur aus, wenn man in die untere Stellung eindringt, unterhalb der Linie Idealismus-Realismus, (siehe das Schema auf Seite 66), wenn man in eine geistige Weltanschauung eintaucht, Okkultismus oder dergleichen; sonst müssen diese Konstellationen in ungünstiger Weise auf den Menschen selber zurückwirken. Daher das tragische Geschick Nietzsches. Die oberen Konstellationen hält man aus, wenn man sich in entsprechender Weise durch äußere Verhältnisse in die Welt hineinzustellen vermag. Was unter der Linie liegt, die vom Idealismus zum Realismus geht, das hält man nur aus, wenn man unter-taucht in die geistige Welt, was Nietzsche nicht hat tun können. Mit dem «sich außen hineinstellen in die Welt» meine ich zum Beispiel ein Hineinstellen durch Erziehung, durch äußere Lebensverhältnisse; sie #SE151-069 kommen in Betracht für alles, was oberhalb der Idealismus-Realismus-Linie liegt. Meditatives Leben, ein Leben in Studium und Verständnis für die Geisteswissenschaft kommt in Betracht für alles, was unterhalb der Linie Idealismus-Realismus liegt. Um die Tragweite dessen einzusehen, was hier in diesen Vorträgen skizziert worden ist, muß man folgende Sache kennen. Man muß sich klarmachen, was eigentlich im menschlichen Erleben der Gedanke ist, wie sich der Gedanke in das menschliche Erleben hineinstellt. Der grobe Materialist unserer Zeit findet es seinen Intentionen gemäß, davon zu sprechen, daß das Gehirn den Gedanken bildet, respektive daß das Zentralnervensystem den Gedanken bildet. Für den, der die Dinge durchschaut, ist das geradeso wahr, wie es wahr wäre, zu mei­nen, wenn man in einen Spiegel hineinschaut, den Spiegel habe das Gesicht gemacht, das man sieht. Aber er macht gar nicht das Gesicht, das man sieht, sondern das Gesicht ist außerhalb des Spiegels. Der Spiegel reflektiert nur das Gesicht, wirft es zurück. Ich habe das sogar schon in öffentlichen Vorträgen wiederholt auseinandergesetzt. In ganz ähnlicher Weise verhält es sich mit dem, was der Mensch an Gedanken erlebt. Wir wollen jetzt von anderen Seeleninhalten absehen. Das Gedankenerlebnis, das in der Seele regsam, real ist, indem der Mensch den Gedanken erlebt, entsteht sowenig durch das Gehirn, wie durch den Spiegel das Bild des Gesichtes produziert wird. Das Gehirn wirkt in der Tat nur als Reflektionsapparat, damit es die Seelentätigkeit zu­rückwirft und diese sich selber sichtbar wird. Mit dem, was der Mensch als Gedanken wahrnimmt, hat wirklich das Gehirn sowenig zu tun, wie der Spiegel mit Ihrem Gesicht zu tun hat, wenn Sie Ihr Gesicht im Spiegel sehen. - Aber etwas anderes ist vorhanden. Der Mensch nimmt, indem er denkt, eigentlich nur die letzten Phasen seiner denkerischen Tätigkeit, seines denkerischen Erlebens wahr. Um das klarzumachen, möchte ich wiederum den Spiegelvergleich nehmen. Denken Sie sich einmal, Sie würden sich hinstellen und Ihr Gesicht in einem Spiegel sehen wollen. Wenn Sie keinen Spiegel da haben, können Sie Ihr Gesicht nicht sehen. Sie können noch so lange hinstarren, Ihr Gesicht sehen Sie nicht. Wollen Sie es sehen, so müssen Sie irgend etwas an Material so bearbeiten, daß es Ihr Gesicht spiegelt. Das heißt, #SE151-070 Sie müssen erst das Material zubereiten, damit es das Spiegelbild her­vorbringen kann. Wenn Sie das getan haben und dann hineinschauen, sehen Sie Ihr Gesicht. - Dasselbe muß die Seele machen mit dem Gehirn, was ein Mensch mit dem Spiegel machen würde. Es geht der eigentlichen denkerischen Tätigkeit der Wahrnehmung des Gedankens eine solche Gedankenarbeit voraus, die, wenn Sie zum Beispiel den Gedanken «Löwe» wahrnehmen wollen, erst tief drinnen die Teile des Gehirns so in Bewegung versetzt, daß diese Spiegel werden für die Wahrnehmung des Gedankens «Löwe». Und der, welcher das Gehirn erst zum Spiegel macht, das sind Sie selber. Was Sie als Gedanken zuletzt wahrnehmen, das sind Spiegelbilder; was Sie erst präparieren müssen, damit das betreffende Spiegelbild erscheint, das ist irgendeine Partie des Gehirnes. Sie sind es selbst mit Ihrer Seelentätigkeit, der das Gehirn in diejenige Struktur und in die Fähigkeit bringt, um das, was Sie denken, als Gedanke spiegeln zu können. Wollen Sie auf die Tätigkeit zurückgehen, die dem Denken zugrunde liegt, so ist es die Tätigkeit, die von der Seele aus ins Gehirn eingreift und sich im Gehirn betätigt. Und wenn Sie eine gewisse Tätigkeit von der Seele aus im Gehirn verrichten, dann wird eine solche Spiegelung im Gehirn bewirkt, daß Sie den Gedanken «Löwe» wahrnehmen. - Sie sehen, ein Geistig-Seelisches muß erst da sein. Das muß am Gehirn arbeiten. Dann wird das Gehirn durch diese geistig-seelische Tätigkeit zum Spiegelappanat, um den Gedanken zu­rückzuspiegeln. Das ist der wirkliche Vorgang, der sich für so viele Leute den Gegenwart so konfundiert, daß sie ihn überhaupt nicht fassen können. Wer im okkulten Wahrnehmen ein wenig vordringt, kann die beiden Phasen seelischer Tätigkeit auseinanderhalten. Er kann verfolgen, wie er zuerst, wenn er irgend etwas denken will, notwendig hat, nicht bloß den Gedanken zu fassen, sondern ihn vorzubereiten; das heißt, er hat sein Gehirn zu präparieren. Hat er es präpariert, soweit, daß es spiegelt, dann hat er den Gedanken. Man hat immer, wenn man okkult forschen will, so daß man die Dinge vorstellen kann, zuerst die Aufgabe, nicht gleich vorzustellen, sondern erst die Tätigkeit auszuüben, die das Vor­stellen vorbereitet. Das ist es, was so außerordentlich wichtig zu berück­sichtigen ist. Diese Dinge müssen wir deshalb ins Auge fassen, weil wir #SE151-071 jetzt erst, wenn wir sie ins Auge fassen, die wirkliche Wirksamkeit des menschlichen Gedankens vor uns haben. Jetzt wissen wir erst, wie die menschliche Denkertätigkeit arbeitet. Zuerst ergreift diese Denkertätig­keit das Gehirn, respektive das Zentralnervensystem irgendwo, übt eine Tätigkeit aus, bewegt, sagen wir meinetwillen, die atomistischen Teile in irgendeiner Weise, bringt sie in irgendwelche Bewegungen. Dadurch werden sie zum Spiegelapparat, und der Gedanke wird reflektiert und der Seele als solchen Gedanke bewußt. Wir haben also zwei Phasen zu unterscheiden: Erst vom Geistig-Seelischen aus die Gehirnarbeit für das äußere physische Erleben; dann kommt die Wahrnehmung zustande, nachdem für diese Wahrnehmung durch die Seele die vorbereitende Gehirnarbeit getan ist. Beim gewöhnlichen Menschen bleibt die Gehirnarbeit ganz im Unterbewußten; er nimmt nur die Spiegelung wahr. Beim okkult forschenden Menschen ist wirklich das vorhanden, daß man zunächst die Vorbereitung erleben muß. Man muß erleben, wie man die Seelentätigkeit hineingießen muß und das Gehirn erst zu­bereiten muß, damit es sich herbeiläßt, einem den Gedanken vor­zustellen. Was ich jetzt auseinandergesetzt habe, geschieht beim Menschen fort­während zwischen Aufwachen und Einschlafen. Immer arbeitet die denkerische Tätigkeit am Gehirn und macht so für den ganzen Wachzustand das Gehirn zum Spiegelapparat für die Gedanken. Aber es genügt nicht, daß in uns nun das durch Gedankentätigkeit bearbeitet wird, was wir so selbst bearbeiten. Denn das ist, man möchte sagen, eine engumgrenzte Tätigkeit, die da durch das Geistig-Seelische ausgeübt wird. Wenn wir des Morgens aufwachen, den Tag über wachen, abends wieder einschlafen, so besteht die geistig-seelische Tätigkeit, die zum Denken gehört, darin, daß diese Tätigkeit den ganzen Tag über am Gehirn arbeitet und daß dadurch das Gehirn zum Spiegelapparat wird. Aber das Gehirn muß zunächst da sein; dann kann die geistig-seelische Tätigkeit eingraben ihre kleinen Eingrabungen, man möchte sagen, ihre Notizen und Gravierungen ins Gehirn eintragen. Das Gehirn muß also in seiner Hauptform, in seiner Hauptsache da sein. Aber das genügt nicht für unser Menschenleben. Unser Gehirn könnte nicht von der alltäglichen Lebensarbeit bearbeitet #SE151-072 werden, wenn nicht unser ganzer Organismus so zubereitet wäre, daß er eine Grundlage wäre für die Alltagsarbeit. Und diese Arbeit, diese Zu­bereitung, geschieht aus dem Kosmos heraus. So wie wir alltäglich vom Aufwachen bis zum Einschlafen an der Durchgravierung des Gehirns arbeiten, was es zum Spiegelapparat für die alltäglichen Gedanken macht, so muß, wo wir nicht selber gravieren, das heißt uns Form geben können, vom Kosmos herein uns Form gegeben werden. So wie unsere kleinen Gedanken arbeiten und ihre kleinen Eingravierungen machen, so muß unser ganzer Organismus vom Kosmos herein nach demselben Muster gedanklicher Tätigkeit auferbaut werden. Und er wird das, weil dasselbe, was in uns an den kleinen Eingravierungen arbeitet, im Kosmos vorhanden ist, diesen Kosmos an Gedankentätigkeit durchwellend und durchwebend. Was uns zum Beispiel zuletzt erscheint im Zeichen des Idealismus, das ist als die den Idealismus bewirkende Tätigkeit im geistigen Kosmos vorhanden und kann auf einen Men­schen so wirken, daß sie seinen ganzen Organismus so zubereitet, daß er eben zum Idealismus hinneigt. Ebenso werden die anderen Nuancen in den Stimmungen und Zeichen aus dem geistigen Kosmos in den Men­schen hereingearbeitet. Der Mensch ist nach den Gedanken des Kosmos auferbaut. Der Kos­mos ist der große Denker, der bis zum letzten Fingernagel so unsere Form in uns eingraviert, wie unsere kleine Gedankenarbeit die kleinen Eingravierungen ins Gehirn während des Alltages macht. Wie unser Gehirn - das heißt nur in bezug auf die kleinen Partien, wo Eingra­vierungen geschehen können - unter dem Einflusse der Gedankenarbeit steht, so steht unser ganzer Mensch unter dem Einfluß der kosmischen Gedankenarbeit. Was heißt das, was ich hier als ein Beispiel an Nietzsche vorgeführt habe? Es heißt, durch seine frühere Inkarnation war Nietzsche in seinem Karma so vorbereitet, daß in einem bestimmten Zeitpunkte vermöge seiner früheren Inkarnation die Kräfte des Idealismus und der Mystik - die zusammenwirkten, weil Mystik im Zeichen des Idealismus stand - auf seine ganze Körperkonstitution so wirkten, daß er zunächst fähig war, mystischer Idealist zu werden. Dann änderte sich die Konstellation in der angedeuteten Weise. #SE151-073 Wir werden aus dem Kosmos heraus gedacht. Der Kosmos denkt uns. Und wie wir in unserer kleinen Alltagsgedankenarbeit kleine Ein­gravierungen in unser Gehirn machen und dann die Vorstellungen Löwe, Hund, Tisch, Rose, Buch, auf, ab, links, rechts uns zum Bewußt sein kommen als die Spiegelungen dessen, was wir vorher im Gehirn präparieren, das heißt, wie wir durch die Bearbeitung des Gehirns zuletzt wahrnehmen Löwe, Hund, Tisch, Rose, Buch, auf, ab, schreiben, lesen, so wirken die Wesen der Weltenhierarchien in der Weise, daß sie die große denkerische Tätigkeit verrichten, die Bedeutsameres in der Welt eingraviert als wir mit unserer alltäglichen Denkertätigkeit. So kommt es denn zustande, daß nicht nur die kleinen winzigen Eingra­vierungen entstehen, die dann als unsere Gedanken sich einzeln spiegeln, sondern daß wir selbst es sind in unserem ganzen Wesen, was wieder den Wesen der höheren Hierarchien als ihre Gedanken erscheint. Wie unsere kleinen Gehirnprozesse unsere kleinen Gedanken spiegeln, so spiegeln wir, indem in die Welt eingraviert wird, die Gedanken des Kosmos. Indem die Hierarchien des Kosmos denken, denken sie zum Beispiel uns Menschen. Wie von unseren kleinen Gehirnpartikelchen unsere kleinen Gedanken kommen, so kommen von dem, was die Hierarchien machen, und wozu wir selber gehören, ihre Gedanken. Wie die Teile in unserem Gehirn für uns die Spiegelungsapparate sind, die wir erst für unsere Gedanken bearbeiten, so sind wir, wir kleine Wesen, dasjenige, was sich für ihre Gedanken die Hierarchien des Kos­mos zubereiten. Also in einer gewissen Beziehung können wir sagen: Wir können uns dem Kosmos gegenüber so fühlen, wie sich eine kleine Partie unseres Gehirns gegenüber uns selber fühlen könnte. Sowenig wir aber geistig-seelisch das sind, was unser Gehirn ist, sowenig sind natürlich die Wesenheiten der geistigen Hierarchien «wir». Daher sind wir selbständig gegenüber den Wesenheiten der höheren Hierarchien. Und wir können sagen: In gewisser Weise dienen wir ihnen, damit sie durch uns denken können; wir sind aber zugleich selbständige Wesen­heiten, die ihr Eigensein in sich haben, wie sogar in gewisser Weise die Partikel unseres Gehirns ihr Eigenleben haben. So finden wir den Zusammenhang zwischen dem menschlichen und dem kosmischen Gedanken. Der menschliche Gedanke ist der Regent #SE151-074 des Gehirns; der kosmische Gedanke ist ein solcher Regent, daß zu dem, was er auszuführen hat, wir selber mit unserem ganzen Wesen gehören. Nur müssen wir, weil er vermöge unseres Karma nicht immer alle seine Gedanken in gleicher Art auf uns wenden kann, nach seiner Logik auferbaut werden. So haben wir Menschen eine Logik, nach der wir denken, und so haben auch die geistigen Hierarchien des Kosmos ihre Logik. Und ihre Logik besteht in dem, was wir als Schema auf­gezeichnet haben (Seite 66). Wie wir zum Beispiel, wenn wir denken «der Löwe ist ein Säugetier», zwei Begriffe zusammenbringen zu einem Ur­teil, so denken die geistigen Hierarchien des Kosmos zwei Dinge zu­sammen, Mystik und Idealismus, und wir sagen dann: Mystik erscheint im Idealismus. Denken Sie sich dieses zunächst als vorbereitende Tätig­keit des Kosmos. Dann erklingt das schöpferische «fiat», das schöpferische Wort. Die vorbereitende Tat besteht für die Wesen der geistigen Hierar­chien darin, daß ein Mensch ergriffen wird, dessen Karma es entspricht, daß sich in ihm die Anlage ausbildet, ein mystischer Idealist zu wenden. Zurückgestrahlt in die Hierarchien des Kosmos ist das, was wir für uns einen Gedanken nennen würden, für sie der Ausdruck eines Menschen, der mystischer Idealist ist, den ihr Gedanke ist, nachdem sie sich das kosmische Urteil vorbereitet haben: Mystik erscheine im Idealismus! Wir haben gewissermaßen das Innere des kosmischen Wortes auf­gezeichnet, des kosmischen Denkens. Was wir in einem Schema auf­gezeichnet haben als kosmische Logik, das stellt uns dar, wie gedacht wird von den geistigen Hierarchien des Kosmos, zum Beispiel: Empiris­mus erscheine im Zeichen des Rationalismus! und so weiter. Versuchen wir uns einmal zu vergegenwärtigen, was auf diese Weise im Kosmos gedacht werden kann. Es kann gedacht werden: Es erscheine Mystik im Zeichen des Idealismus! Sie wandle sich! Es werde Empirismus im Zeichen des Rationalismus! - Widerstand! Was weiter kommen würde, würde ein falsches kosmisches Urteil sein. Der Gedanke wird um­gelenkt, wie wir einen Gedanken verifizieren. Es muß erscheinen den dritte Standpunkt: Voluntarismus im Zeichen des Dynamismus. - Die­ses, durch die Zeiten in den kosmischen Welten gesprochen durch die drei Urteile, gibt den Menschen «Nietzsche». Und er strahlt zurück als der Gedanke des Kosmos. #SE151-075 So spricht die Summe der geistigen Hierarchien im Kosmos. Und unsere menschliche Gedankentätigkeit ist ein Abbild, ein kleines Abbild davon. Welten verhalten sich zum Geiste oder zu den Geistern des Kosmos, wie sich unser Gehirn zu unserer Seele verhält. So können wir hineinblicken in das, was wir allerdings nur mit einer gewissen Ehr­furcht, mit einer heiligen Scheu anschauen sollten. Denn wir stehen gewissermaßen mit einer solchen Sache vor den Geheimnissen den Men­schenindividualitäten. Wir lernen begreifen, daß - wenn ich mich bildlich ausdrücken darf - die Augen der Wesen der höheren Hierarchien hinschweifen über die einzelnen Menschenindividualitäten und daß ihnen die Individualitäten das sind, was uns die individuellen Buchstaben eines Buches sind, in dem wir lesen. Das ist das, was wir nur mit einer heiligen Scheu anschauen dürfen. Wir belauschen die Gedankentätig­keit des Kosmos. Es muß in unserer Zeit der Schleier eines solchen Geheimnisses bis zu einem gewissen Grade gelüftet werden. Denn die Gesetze, die hier als die Gesetze der Gedanken des Kosmos aufgezeigt worden sind, sie sind tätig im Menschen. Und ihre Erkenntnis kann in uns bewirken, daß wir das Leben verstehen und daß wir, verstehend dieses Leben, uns selbst verstehen lernen, so verstehen lernen, daß wir wissen, auch wenn wir in einer gewissen Weise durch das oder jenes einseitig ins Leben hinein­gestellt werden müssen: Wir gehören einem großen Ganzen an, denn wir sind Glieder in der Denkerlogik des Kosmos. Und zu durchschauen diese Verhältnisse, dazu leitet uns dann die Geisteswissenschaft an, die uns damit eine Anweisung gibt, um ebensosehr unsere Einseitigkeit bezüglich unserer Anlagen zu verstehen, als uns durch die Erkenntnisse der Geisteswissenschaft allseitigen zu machen. Dann werden wir die Stimmung finden, die gerade in unserer Zeit notwendig ist. In unserer Zeit, wo bei vielen der tonangebenden Geister auch nicht eine Spur vorhanden ist von einer Einsicht in die Verhältnisse, die hier berührt worden sind, erleben wir es, daß die Menschen dennoch unter diesen Verhältnissen stehen, aber nicht zu leben wissen unter diesen Verhältnissen. Dadurch aber bewirken sie etwas, was einen Ausgleich notwendig macht. Nehmen Sie einmal das Beispiel von Wundt, das ich Ihnen gestern vorgetragen habe. Seine Einseitigkeit wird durch eine #SE151-076 ganz bestimmte Konstellation bewirkt. Nehmen wir an, daß Wundt sich jemals zum Verständnis der Geisteswissenschaft durchringen könnte; dann würde er seine Einseitigkeit so fassen, daß er sich sagen würde: Nun, dadurch, daß ich mit dem Empirismus dastehe und so weiter, dadurch bin ich imstande, auf gewissen Gebieten Gutes zu arbeiten. Ich bleibe auf diesen Gebieten und ergänze das übrige durch die Geistes­wissenschaft. - Zu einem solchen Urteil würde er kommen. Er will aber von der Geisteswissenschaft nichts wissen. Was tut er deshalb? Während er Gutes leisten könnte, produktiv in der Konstellation, die gerade seine eigene ist, macht Wundt das, was er vermöge dieser Konstellation leisten kann, zur Gesamtphilosophie, während er sonst wahrscheinlich noch Größeres, weit Größeres, ja, dann erst Nützliches leisten könnte, wenn er das Philosophieren sein ließe und über Seelen experimentieren würde - was er versteht -, und die Natur der mathematischen Urteile untersuchen würde - was er auch versteht -, anstatt es zu allerlei Philo­sophie zusammenzubrauen; denn dann würde er im richtigen Geleise sein. Das aber muß von vielen gesagt werden. Daher muß die Geistes­wissenschaft geradeso, wie sie die Gesinnung hervorrufen muß, zu er­kennen, wie Friede zwischen den Weltanschauungen bestehen soll, auf der anderen Seite scharf hinweisen auf die Überschreitung desjenigen, was notwendig ist durch Einhalten der Konstellation durch die Persön­lichkeiten der Gegenwart, die dadurch großen Schaden anrichten, daß sie die Welt suggestiv beeinflussen mit Urteilen, die gefällt sind, ohne daß auf ihre Konstellation dabei Rücksicht genommen worden ist. Scharf zurückgewiesen werden müssen die Einseitigkeiten, die sich als Ganzes geltend machen wollen. Die Welt läßt sich nicht erklären durch einen Menschen, der Anlagen hat für das eine oder das andere. Und wenn er sie dadurch erklären will und eine Philosophie begründen will, dann winkt diese Philosophie Ungünstiges, und es erwächst den Geistes­wissenschaft die Aufgabe, das Hochmütige dieser Prätention zurückzuweisen, die sich als ein Ganzes in der Welt aufspielt. Je weniger in unserer Zeit Sinn und Gesinnung für die Geisteswissenschaft vorhanden ist, desto stärker muß die charakterisierte Einseitigkeit hervortreten. Wir sehen daher, daß gerade die Erkenntnis vom Wesen des mensch­lichen und kosmischen Gedankens uns dahin führen kann, recht die #SE151-077 Bedeutung und die Aufgabe der Geisteswissenschaft in unserer Zeit ein­zusehen und das in ihr einzusehen, was sie in das rechte Verhältnis bringen kann zu anderen sogenannten Geistesströmungen, namentlich philosophischen Strömungen, in unserer Zeit. Wünschenswert wäre es, daß gerade Erkenntnisse der Art, wie wir sie in diesen Vorträgen an uns heranzubringen versuchten, sich recht tief in die Herzen und Seelen unserer Freunde einschrieben, damit der Gang der anthroposophischen Geistesströmung durch die Welt ein solcher werde, daß eine ganz bestimmte, echte Richtung eingeschlagen werde. Man wird dann immer mehr und mehr erkennen, wenn man solches berücksichtigt, wie der Mensch durch das, was als kosmische Gedanken in ihm lebt, geformt wird. Tiefer noch erscheint uns, als er sonst erscheinen könnte, gerade durch eine solche Darlegung ein Gedanke wie der Fichtes, der da sagt: Was für eine Philosophie einer hat, das hängt davon ab, was er für ein Mensch ist. Ja, wahrhaftig, was einer für eine Philosophie hat, das hängt davon ab, was er für ein Mensch ist! Daß Fichte in der ersten Zeit seiner damaligen Inkarnation, in der er als Fichte lebte, als den Grundnerv seiner Weltanschauung aussprechen konnte: «Unsere Welt ist das versinnlichte Material unserer Pflicht», das zeigt ebenso wie das obige Wort, das er später ausgesprochen hat, wie seine Seele ihre Kon­stellation im geistigen Kosmos verändert hat, das heißt, wie reich diese Seele gestaltet war, so daß die geistigen Hierarchien sie umformen konnten, um durch sie verschiedenes zu denken für sich. Ähnliches könnte zum Beispiel für Nietzsche gesagt werden. Mancherlei Aspekte der Weltbetrachtung treten auf, gerade wenn man solches, wie es in diesen vier Vorträgen charakterisiert worden ist, sich vor die Seele hält. Das Beste, was wir dabei gewinnen können, ist allerdings, daß wir durch solche Dinge immer tiefer und tiefer in das geistige Gefüge den Welt hineinschauen, auch fühlend und empfindend hineinschauen. Wenn nur eines durch einen solchen Vortragszyklus erreicht werden könnte, daß möglichst viele Ihrer Seelen sich sagten: Ja, man muß, wenn man in die geistige Welt, das heißt in die Welt der Wahrheit und nicht in die Welt des Irrtums, eintauchen will, sich wirk­lich einmal auf den Weg begeben! Denn vieles, vieles muß auf diesem Wege berücksichtigt werden, um zu den Quellen der Wahrheit zu kommen. #SE151-078 Und wenn es mir anfangs auch so scheinen könnte, als ob da oder dort ein Widerspruch auftauchte, daß ich da oder dort dieses oder jenes nicht verstehen könnte, so will ich mir doch sagen, daß ja doch die Welt nicht dazu da ist, um für jede Lage des menschlichen Verstehens begriffen zu sein, und daß ich lieber ein Sucher werden will als ein Mensch, der sich immer nur so zur Weh stellt, daß er darnach fragt: Was kann ich begreifen? Was kann ich nicht begreifen? - Wird man ein Suchen, be­gibt man sich ernsthaft auf den Weg des Suchens, so lernt man erkennen, daß man von den verschiedensten Seiten die Impulse zusammentragen muß, um einiges Verständnis für die Welt zu gewinnen. Dann verlernt man ganz und gar jene Art, die sich so zur Welt stellen will wie: Ver­stehe ich das? Verstehe ich das nicht? sondern man sucht und sucht und sucht weiter. Die schlimmsten Feinde der Wahrheit sind die abgeschlos­senen und nach Abschluß trachtenden Weltanschauungen, die ein paar Gedanken hinzimmern wollen und glauben, ein Weltgebäude mit ein paar Gedanken aufbauen zu dürfen. Die Welt ist ein Unendliches, qualitativ und quantitativ. Und ein Segen wird es sein, wenn sich einzelne Seelen finden, die klar sehen wollen gerade in bezug auf das, was in unserer Zeit so furchtbar auf­tritt an sich überhebender Einseitigkeit, die ein Ganzes sein will. Ich möchte sagen, mit blutendem Herzen spreche ich es aus: Das größte Hindernis für eine Erkenntnis der Tatsache, wie eine vorbereitende Arbeit der denkerischen Tätigkeit im Gehirn geübt wird, wie das Gehirn dadurch zum Spiegel gemacht wird und das Seelenleben zurückstrahlt - eine Tatsache, deren Erkenntnis unendliches Licht auf viele andere phy­siologische Erkenntnisse werfen könnte -, das größte Hindernis für die Erkenntnis dieser Tatsache ist die wahnsinnig gewordene Physiologie der Gegenwart, welche da von zweierlei Nerven spricht, von den mo­torischen und den sensitiven Nerven. Ich habe auch diese Sache schon in manchen Vorträgen berührt. Um diese überall in der Physiologie her­umspukende Lehre hervorzubringen, mußte tatsächlich die Physiologie vorher allen Verstand verlieren. Dennoch ist das heute eine über die ganze Erde hin anerkannte Lehre, die sich jeder wahren Erkenntnis von der Natur des Gedankens und der Natur der Seele hindernd in den Weg legt. Niemals wird der menschliche Gedanke erkannt werden können, wenn die Physiologie ein solches Hindernis der Erkenntnis des Gedankens bildet. Wir haben es aber so weit gebracht, daß eine haltlose Physiologie heute jedes Lehrbuch der Psychologie, der Seelen­kunde, eröffnet und von sich abhängig macht. Damit versperrt man sich zugleich den Weg zur Erkenntnis des kosmischen Gedankens.

Was der Gedanke im Kosmos ist, das lernt man erst erkennen, wenn man sich in dem, was der Gedanke im Menschen ist, in der Wahrheit dieses Gedankens fühlt, der als Gedanke mit dem Gehirn nichts anderes zu tun hat, als daß er selber der Herr dieses Gehirnes ist. Aber wenn man also den Gedanken in seiner Wesenheit, wenn man sich selber als menschlicher Gedanke erkannt hat, dann fühlt man sich schon mit diesem Gedanken im Kosmischen darinnen, und unsere Erkenntnis von der wahren Natur des menschlichen Gedankens weitet sich aus auch zur Erkenntnis der wahren Natur des kosmischen Gedankens. Wenn wir richtig erkennen lernen, was wir denken, dann lernen wir auch erkennen, wie wir von den Mächten des Kosmos gedacht werden. Ja, wir ge­winnen sogar die Möglichkeit, einen Blick in die Logik der Hierarchien hinein zu tun. Die einzelnen Bestandteile der Urteile der Hierarchien, die Begriffe der Hierarchien, ich habe sie Ihnen hingeschrieben. In den zwölf Geistes-Tierkreiszeichen, in den sieben Weltanschauungsstim­mungen und so weiter liegen die Begriffe der Hierarchien. Und das, was die Menschen sind, sind Urteile des Kosmos, die aus diesen Begriffen hervorgehen. So fühlen wir uns in der Logik des Kosmos, das heißt, real gefaßt, in der Logik der Hierarchien des Kosmos darinnen, fühlen uns als Seelen im kosmischen Gedanken gebettet, wie wir den Gedan­ken, den wir denken, in unserem Seelenleben gebettet fühlen. Meditieren Sie einmal über die Idee «Ich denke meinen Gedanken» und «Ich bin ein Gedanke, der von den Hierarchien des Kosmos gedacht wird». Mein Ewiges besteht darin, daß das Denken der Hierar­chien ein Ewiges ist. Und wenn ich einmal von einer Kategorie der Hierarchien ausgedacht bin, dann werde ich übergeben - wie der Ge­danke des Menschen vom Lehrer an den Schüler übergeben wird - von einer Kategorie an die andere, damit diese mich in meiner ewigen, wahren Natur denke. So fühle ich mich drinnen in der Gedankenwelt des Kosmos.

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